Lambert Maria Wintersberger
Spaltung 13 (Der Buick), 1969
Dispersionsfarben auf Nessel
170 × 175 cm
verso signiert, datiert und betitelt: L. M. Wintersberger Spaltung 13 (Der Buick) 69 Provenienz: Privatsammlung, Baden-Württemberg
(WINTEL/M 6)
Preis auf Anfrage
Erstmals sorgte Lambert Maria Wintersberger, der seit 1964 in Berlin lebte und teilweise mit Markus Lüpertz ein Atelier teilte, in der Öffentlichkeit für Aufmerksamkeit mit Werken, bei denen er scheinbar Zusammenhangloses oder bis zur Unkenntlichkeit vereinfachte Körperteile in einem glatten Farbauftrag auf der Bildfläche miteinander in Verbindung setzte. Wintersbergers immer mutiger werdenden Bildausschnitte, in Kombination mit Bildmotiven, die in ihrer collageartigen Verknüpfung gezielt Verfremdungen herbeiführen, gaben in den anschließenden 1970er Jahren auch aufgrund der teilweise entstellt wirkenden Quetschungen von Gliedmaßen immer wieder Anlass für gesteigertes Aufsehen. Als erst beim genauen Betrachten erkennbares Motiv des bereits 1969 entstandenen Werkes »Spaltung 13« erkennt man das plastisch herausgearbeitete, in drei Einzelteile zerlegte obere Fingerglied. Hier wird zwar eine schwerwiegende Versehrung veranschaulicht, jedoch gleichzeitig auf malerisch versierte und perfektionierte Weise überhöht. Die gleichmäßig mattierten und ohne erkennbaren Pinselduktus aufgetragenen Dispersionsfarben spiegeln ein makellos erstrahlendes Äußeres wider, das im Ergebnis die thematische Komponente des Schmerzes wie Make-up überdeckt. Mit dieser Arbeit gelingt es Wintersberger auf einprägsame Art die Gegensätzlichkeiten zur simultanen Entfaltung zu bringen und dem vermeintlich »schmerzhaften« Ausdruck nicht nur zur Neutralisierung, sondern geradezu zur »schmerzfreien« Ästhetisierung zu verhelfen. Der beigefügte Titel »Buick« bezieht sich auf die Ende der 1960er und 1970er Jahre erfolgreiche Luxus-Automobilmarke gleichen Namens. Dass Wintersberger auf einen solchen, zum Statussymbol aufgewerteten Gebrauchsgegenstand anspielt, bringt ihn in die Nähe des bekannten Nachkriegs-Avantgardisten Konrad Klapheck, der in seiner Objektmalerei mit Vorliebe technische Geräte, Maschinen und Apparate aus der Alltagswelt als kunstwürdige Sujets heranzog und diese in übersteigerter und hyperrealistischer Malweise ungewohnt neu komponierte oder verfremdete. Lambert Maria Wintersbergers ebenfalls im Jahr 1969 entstandene und sowohl in der Qualität als auch der ambivalenten Ausdrucksstärke vergleichbare Arbeit »Verletzung« befindet sich heute in der Nationalgalerie in Berlin.