Ben Willikens
Raum 89, 1992
Gouache auf Papier
29,7 × 41,5 cm
signiert, betitelt und datiert u. r.: "1992 ’Raum 89’ Willikens"
(WILLIB/M 14)
€ 2.200
Provenienz: Privatsammlung, Baden-Württemberg
Die streng komponierten, in der Grauskala gehaltenen Interieurs von Ben Willikens, mit denen er seit Jahren internationale Anerkennung genießt, sind in ihrer Unmöbliertheit und Menschenleere von einer majestätischen Kühle und Eleganz. Sie haben offensichtlich jegliche Funktion verloren und führen unsere Erwartungen, die wir normalerweise an Innenräume stellen, hin zu einer höheren, um nicht zu sagen, religiös behafteten Ebene. Das Gemälde »Raum 89« ist ein beeidnruckendes Beispiel für einen solchen malerisch geschaffenen Raum. Die kleinformatige Arbeit entstand zu Beginn der 1990er Jahre, zu einem Zeitpunkt, an dem auch Willikens’ gestalterische Tätigkeit als Bühnenbildner einsetzt. Die Zentralperspektive ist exakt wissenschaftlich vorgezeichnet, doch verunklärt Willikens hier – im Gegensatz etwa zu dem Bild »Raum 7« von 1994 – die Raumsituation durch Bauelemente der Raumteilung (Pfeiler, Wandpartien), wobei die Räume auch hier nach hinten immer lichtdurchfluteter werden. Die Türöffnung im Zentrum des Bildes, auf die alle Fluchtlinien zulaufen, gibt den Blick in einen weiteren Raum frei, der jedoch zugleich von dem strahlend hellen Weiß ausgeblendet wird, sodass die Illusion erzeugt wird, als ob der Blick ins Unendliche gehen würde. Im Wechsel von Perspektive und räumlicher Entrückung entsteht der Eindruck einer kafkaesk anmutenden Bühne.