Adolf Hölzel
Ohne Titel (Schriftblatt mit Ornament), 1898
Tusche auf Bütten
33 × 21 cm
verso: Nachlasstempel Provenienz: Nachlass Adolf Hölzel Text: »Dachau 21. Juni 98. Heute Dienstag Gunckel (?) im Stall (?) Gestern Spaziergang Birken im 3. Culturholz. Die einzelnen Stämmchen zusam(m)en suchen mit einer Figur malen Viele feine Details gesehen. Das Auge üben wo es möglich ist Das Figurenbild wird(,) da ich mich ganz nahe auf die Stämme darauf stelle(,) natürlich ausgeführter werden. Es ist möglich dass ich mir zuerst eine Zeichnung mache, diese in den Raum bringe dann eine farbige Skizze mit allem Zubehör eventuell die Figur im Atelier dazu malen. Das könnte man an den Nachmittagen, während die feine Abendstimmung lediglich für den landschaftlichen Theil verwendet werden soll; Nicht vergessen an Gutbier zu schreiben. Heute Schwarzholz am Vormittag. Bin neugierig, wie er sich gegenüber dem herrlichen Abend verhalten wird. Es hat sich tha(t)sächlich herausgestellt, dass wir keine Befriedigung an den vorhandenen herrlichen Sachen hatten, nachdem wir einige Tage vorher den Abend sahen. Heute Abend wird wieder in's Schwarzholz gegangen Vormittag Wittwengrund Dort sollte unter den Birken das 2te Figurenbild entstehen.«
(HOELZEA/P 147)
verkauft
Um 1995 wendet sich Hölzel in Dachau vermehrt der Zeichnung zu, inspiriert von seinen Kunsterlebnissen in Paris (Impressionismus, Japonismus), die den ornamentalen Bezug des vom Jugendstil beeinflussten frühen Schaffens bestätigen. So entstehen nicht nur präzise beobachtete Naturszenen, sondern auch völlig autonome Zeichnungen mit Tusche, Graphit, Kreide oder Kohle. Die freiesten Blätter sind dem japanischen Holzschnitt geschuldet, wie Hölzel selbst 1898 schreibt: »Dann hinweisen auf die japanischen Holzschnitte. Endlich muss ich hierbei die Überschneidung berühren und den Unterschied zwischen den alten und neuen Kunstwerken zeigen. Wir werden dann zusammen, wenn die Zeit nicht ausgefüllt ist, japanische Figuren abzeichnen und an denselben die Vereinfachung der Formen zeigen.« Losgelöst vom Gegenstand, teils Lockerungsübung, teils Vorwegnahme einer »écriture automatique«, entwickelt Hölzel kreiselnde oder floral anskizzierte Bewegungen aus dem Handgelenk heraus. Die Strichführung variiert zwischen äußerster Abstraktion und minimaler Konkretion in Form von Geflechten. In der Tusche-Arbeit von 1898 stellt Hölzel das vegetabile Ornament unterschiedlich großen Textblöcken gegenüber. An die Öffentlichkeit gelangen diese abstrakten Ornamente erst um 1905. Sie geht den Schriftsockelblättern von 1915/16 voraus.