Winfred Gaul
Ohne Titel (Erden und Minerale II), 1956
Sand, Lack, Mineralien auf Hartfaser
132 × 103 cm
signiert u. r.: Gaul; verso signiert, datiert und bezeichnet: Gaul 1956 132/103/1956
(GAULW/M 35)
Preis auf Anfrage
Literatur: Lothar Romain (Hrsg.). Winfred Gaul, Winfred Gaul. Werkverzeichnis der Gemälde und Arbeiten auf Papier. 1949-1961, Bd. I, Düsseldorf 1991, Nr. G 83, Abb. S. 103
Die frühe Arbeit »Erden und Minerale II« von 1957 gehört zu Winfred Gauls vom Informel geprägten Werkabschnitt. Seine Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten wird in der Anwendung von unüblichen Werkstoffen deutlich. Wie der Titel dieser Arbeit andeutet, hat er Sand und Oxide verwendet, um zu die-sem einzigartigen Bildergebnis zu gelangen. Unzählige parallel gezogene Linienbündel in pastellenen Farben übersäen den Bildraum in diagonaler Richtung und verdichten sich in der Bildmitte. Durch die dick aufgetragenen Farbschichten schimmern tiefer liegende Ebenen hindurch. Wiederholt taucht in Gauls Schaffen das lineare Formprinzip auf. Auch in späteren Werkphasen kehrt er zu künstlerischen Untersuchungen von Linien und ihren Ausdrucksmöglichkeiten zurück. Gaul äußert sich in seinem Tagebuch zu der »Aversion gegen den Pinsel als das klassische Werkzeug des Malers […] und gegen die Ölfarbe«. Weiter konstatiert er, sich auf die Einschnitte im Dritten Reich besinnend: »Daher unsere Vorliebe für grobe Materialien und ungewohnte Malutensilien […]. Wir kannten die Hässlichkeit besser als die Schönheit […]. Kein Wunder, dass wir die Farbe malträtierten, dass wir lieber im Schlamm wühlten und in der Erde, dass wir die Farbe mit Sand, mit Mineralien und anderen Füllstoffen ›belasteten‹ und ›unhandlich‹ zu machen versuchten«. Nicht treffender kann man die Gemäldegruppe »Erden und Minerale« beschreiben, in denen Gaul mit malerischem Gestus Materialbilder schafft um zu der komplexen Bildstruktur zu gelangen.