KÜNSTLER / Kunst der Moderne
Julius Bissier

31. Juli 60 H Wabe
© Julius Bissier / VG Bild-Kunst, Bonn

Julius Bissier

31. Juli 60 H Wabe, 1960

Eiöltempera auf Leinen
19,5 × 22,5 cm

signiert, datiert und betitelt u.l.: Jules Bissier 31. Juli 60 H Waben
(BISSIJ/M 80)

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Literatur: Kat. Julius Bissier. Galerie Schlichtenmaier / Hagnauer Museum, Grafenau/ Stuttgart 2015, Abb. S. 29

In seiner - im Titel auf den 31. Juli 60 datierten und mit dem Zusatz »H« und »Waben« versehenen - Eiöltempera-Arbeit auf Leinen gestaltet Bissier ein hochkomplexes Raumverhältnis mittels einfachster Zeichen auf der Fläche. So zieht sich ein scheinbar leicht hingetuschtes, irregulär verlaufendes Band auf lapidare Weise über den Bildgrund, unterbrochen von einem schräg im Format liegenden, an allen Seiten abgerundeten Dreieck, das teils nur als Linie, teils nur durch die angrenzenden Flächen des genannten Bandes sowie einer wie aufgespritzt wirkenden rotbräunlichen Schattenfläche oberhalb jener dreiseitigen Form angedeutet ist. Die handschriftliche Notiz »Waben« verweist darauf, dass es sich hier um ein Zeichen für einen umhegten Bereich handelt. Innerhalb dieser Aussparungsfläche zwischen den dunklen Stellen fällt ein feingliedriges Form- und Farbspiel auf, das sich als kleiner fundamentaler Schatz erweist, bestehend aus einer abstrakten Dinglichkeit – der Widerspruch einer solchen Formulierung ist dem dualistischen Denken Bissiers geschuldet und hat hier nahezu programmatischen Charakter. Bei genauer Betrachtung sieht man ein zurückhaltend rosafarbenes Gefäß, in dem sich eine rote und eine dunkelblaue Eiform zu erkennen gbt. Daneben entfaltet sich in einem minimalistischen Geviert ein Zellen- bzw. Wabensystem mit inwändigen wie externen Rotformen, hinterlegt durch grünfarbige Verbindungsflächen. Unterhalb des Gefäßes hat Bissier einen blauen Punkt gesetzt, der von einer goldschimmernden Aura umgeben ist. Aus der Fläche heraus nimmt der Betrachter ein Vor- und Hinter- wie ein Nebeneinander wahr, also eine potentielle Raumsituation. Man muss nicht so weit gehen, um die in den Jahren um 1960 stattfindende neue Entwicklung der Kernenergie und deren Bedeutung im öffentlichen Interesse symbolisch gedeutet zu sehen, das heißt, Zeuge eines zunehmend tiefergehenden und vielfach unbegreiflichen Einblicks in den Zellenaufbau der Welt zu werden – die ›kopfseitige‹ Farberuption könnte diesen Eindruck verstärken. Doch liegt es tatsächlich nahe, dass Bissier hier auf Zellstrukturen aufmerksam macht, die sich nach innen wie nach außen bewegen, bildlich und wörtlich im Fluss sind – interzellulare Systeme, die sich als Lebensspeicherung (Gefäß) oder gar als kleine Schöpfungsszene (Goldgloriole) lesen lassen. Durch den Innen-Außen-Wechsel entsteht – allein durch formale und farbliche Nuancen – ein Raum, der sich über die Gesamtkomposition ausweitet.
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