Wilhelm Loth
Torso 1950 (1. Zustand), 1950
Bronze
62 × 30 × 22,5 cm
(LOTHW/S 61)
€ 11.000
Literatur: Uwe Haupenthal. Das plastische Menschenbild bei Wilhelm Loth. Mit einem Werkverzeichnis der Plastiken von 1949 bis 1956, Darmstadt 1989, Nr. 40; Kuno Schlichtenmaier/Olivia Schott, Werkverzeichnis der Plastiken, in: Wilhelm Loth. Torso der Frau, Karlsruhe 2001, Nr. 49, Abb. S. 136
In dem Zeitraum zwischen 1947 bis 1955 behandelt Wilhelm Loth unter seinen Bronzen und Terrakotten bereits die Themen, die seine wichtigsten bleiben sollten – Köpfe und Figuren von Frauen. Sie erscheinen als archetypische Gesichter mit idolhaften Zügen und matriarchalische Gestalten mit ausladenden Formen, die auf klassische Schönheit völlig verzichten. Er zeigt mit seinen Arbeiten, dass es ihm nicht um eine realistische Wiedergabe des menschlichen Körpers geht, sondern um eine Darstellung »ohne Rücksicht auf menschliche Proportionen« (Wilhelm Loth 1985). Dem Münchner Bildhauer Toni Stadler (1888–1982) verdankt Loth die Unterweisung in den wichtigsten plastischen Regeln und die Auseinandersetzung mit der früharchaischen Skulptur. »Von ihm (Stadler) habe ich angenommen, daß Bronzegüsse wie Gefäße innen hohl sind, und daß diese an der Oberfläche sichtbar gemacht werden sollten. So habe ich mich bemüht, eine ‚kontinuierliche‘ Oberfläche herzustellen«. (Wilhelm Loth 1970) Die Ursprünglichkeit der Gefäßform bringt Loth dazu, den Rumpf des menschlichen Körpers im Torso zu verselbständigen. Dieser frühe Torso aus dem Jahre 1950 ist hier nicht als Teilstück gemeint, denn Loths Torsi sind in sich abgeschlossene Werke, die Ergänzungen ausschließen. Mit der Wahl des Torsos als Kunstform reiht sich Loth ein in die Tradition der figürlichen Bildhauerei. Damit stellt er sich zudem in die Nachfolge Auguste Rodins.