Winfred Gaul
Ohne Titel (Rotes Palimpsest), 1958
Öl auf Leinwand
95 × 65 cm
signiert u. r.; verso signiert und bezeichnet: GAUL 8-4 58
(GAULW/M 116)
verkauft
Provenienz: Sammlung H.-J. Müller, Teneriffa
Das mit dem Untertitel »Rotes Palimpsest« versehene Ölgemälde aus dem Jahr 1958 gehört zu Winfred Gauls anfänglichen, vom Informel geprägten Werkabschnitt. Seine lebenslange Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten wird auch in seiner unkonventionellen Herangehensweise und unüblichen Verwendung von Bildmitteln deutlich. Immer wieder taucht in Gauls Schaffen das lineare Formprinzip auf. Noch in späteren Werkphasen kehrt er zu diesen künstlerischen Untersuchungen und der ausführlichen Beschäftigung mit den Linien und ihren Ausdrucksmöglichkeiten zurück. In den Jahren zwischen 1957 und 1958 entstehen vermehrt Arbeiten, die er als »Palimpseste« bezeichnet, das altgriechische Wort für Manuskriptseiten aus Pergament, die aufgrund ihrer Kostbarkeit abgeschabt und wiederverwendet wurden. Im übertragenen Sinn werden mit diesem Ausdruck verschwundene Oberflächenstrukturen und der Vorgang des Wiederbeschreibens an sich, bezeichnet. Gaul überträgt diesen Begriff auf die Malerei und tatsächlich geben die Linienstrukturen dieser Gemäldegruppe den Eindruck wieder, in einem aufwendigen Entstehungsprozess solange wiederholt übermalt worden zu sein, bis ein künstlerisch zufriedenstellendes Endergebnis erzielt wurde.