Die Malerei Peter Sehringers ist vielstimmig wie die Welt. Um dieser sich auch immer mehr verzweigenden und sich ausdifferenzierenden Polyphonie gerecht zu werden, manifestiert er seine Bildsprache in immer neuen Bildserien, die dem Verhältnis von naturnaher Wirklichkeit und ästhetischer Form nachspüren. Da er diese Spuren seriell als Wege erkennbar, darüber hinaus Neben- und Abwege radikal rückgängig macht, indem er bestehende Werke überarbeitet, auch im Format beschneidet, ist sein Werk im stetigen Prozess. In seinem aktuellen schaffen widmet er sich dem Feigenbaum. Man darf sich das Szenario zunächst ganz profan und entspannt denken: unter der Sonne Italiens ein Stück Schatten, den die großformatigen Blätter der Feige bieten. Deren Bauplan führt zum forschenden Schauen: Peter Sehringer macht ihn mit analytischer und sinnlicher Hingabe zum formalen Spiel. In der kontemplativen Faszination für die natürlichen Strukturen folgen wir der malerischen Umsetzung, die aus den Blättern ein abstrakt-konkretes Gefüge als Chiffre für die Welt an sich macht, auch im Hinblick auf die Symbolik des sprichwörtlichen Feigenblatts. Peter Sehringer präsentiert uns in seiner Malerei gleichsam das Teil wie das Ganze, er setzt Farbmelodien in markanten Stimmen und Gegenstimmen, er sucht nicht die Harmonie, sondern bewusst die Gegensätze, die er in der Wirklichkeit wahrnimmt und in eine ästhetisch überzeugende Form bringt. Die Idee des Kontrapunkts hat er der Musik entlehnt.
Ergänzt wird die Ausstellung durch exemplarische Arbeiten der letzten Jahre.