Rückblick

Walter Stöhrer / Syntax ist ein Vermögen der Seele

02. Dezember 2017 – 13. Januar 2018


Walter Stöhrer gehört neben anderen Schülern HAP Grieshabers (Heinz Schanz, Horst Antes) sowie neben international agierenden Gruppierungen (CoBrA, Art brut) zu den Künstlern, die ab den 1960er Jahren die figurative Kunst neu begründeten. Parallel zur kreativen Gegenkultur in der US-amerikanischen Gesellschaft entwickelte insbesondere Stöhrer eine subversive Phantasie, die sich scheinbar ungezügelt über die Leinwand ergoss. Die Einbindung von Texten, eingeklebten Zeichnungen oder Fotografien zeugt jedoch von einem kalkulierten Ungestüm und einer syntaktisch-skripturalen Bildphysiologie: Malerisch-gestische Elemente und lineare Strukturen konfrontierte er mit handschriftlichen Textpassagen aus exzessiver Literatur und mit politischen oder pornografischen Darstellungen aus Zeitschriften. Mit seiner rauschhaften Bildsprache, die Ausdruck eines nicht minder extrem gelebten Lebens war, schuf er monumentale Gemälde von unbändiger, drastischer Schönheit, die fern von heimeliger Schönfärberei war, sowie Grafiken von brachialer Wucht, mit der Stöhrer seine unmittelbare Handschrift in die Druckplatte grub. Prägten ihn zunächst die französischen surrealistischen Dichter und Denker wie Antonin Artaud, Georges Bataille und André Breton, ließ er sich später inspirieren von Texten deutschsprachiger Autoren von Rolf Dieter Brinkmann bis Unica Zürn, ohne sie jemals nur zu illustrieren. In seinen letzten Arbeiten gewann der syrische Lyriker Adonis (d. i. Ali Ahmad Said) Einfluss auf ein malerisches Werk, das selbst zunehmend poetische Züge trug. Die Ausstellung zeigt Arbeiten aus den 1960er Jahren über programmatischen Arbeiten mit sprechenden Titeln wie »Syntax ist ein Vermögen der Seele« bis hin zu Stöhrers mutmaßlich letztem Bild mit der sinnfälligen Bezeichnung »Wie das Licht zwischen Zauber und Zeichen«.
Bitte vormerken: Die Galerie Schlichtenmaier prästiert am 15. Dezember um 19.00 Uhr im Rahmen ihrer neu etablierten, ausstellungsbegleitenden Salon-Veranstaltungen – die mit einer Katalogvorstellung Platinos und einer Gedichtlesung mit Lyrik von Karl Otto Götz ihren Anfang nahm – Texte, die Walter Stöhrers Schaffen begleiteten.
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