Die Galerie Schlichtenmaier am Kleinen Schlossplatz in Stuttgart präsentiert vom 15. September – 22. Oktober 2016 Arbeiten des Bildhauers Werner Pokorny. Wie kaum ein anderer Künstler hat er eine je eigene Bildsprache als Holz- und Stahlbildhauer gefunden, die thematisch unverkennbar ist und dennoch beiden Materialien gleichermaßen gerecht wird: Das Holz eröffnet dem individuellen Schaffen weitreichende Möglichkeiten, abhängig von der Herkunft und Härte des gewachsenen Materials – bevorzugte Pokorny zunächst europäische Hölzer, wandte er sich später eher dem härteren afrikanischen Holz zu. Unabhängig davon erlaubt die zügige Bearbeitung durch die Kettensäge einen spontaneren Zugang, während der Stahl detaillierte Prozessabläufe erfordert und am Ende eine belastbare Statik erzielt, die der Größe kaum Grenzen setzt. Der Reiz des Materials selbst liegt in seiner Oberflächencharakteristik – das Holz »arbeitet«, der Stahl »entwickelt« sich. Diese letztlich auch anthropomorphen Züge führen inhaltlich zu einer Ambivalenz betont einfacher Dinge, die bei Pokorny einen festen Kanon bilden: Haus und Gefäß, hier Schale oder Vase, seltener Rippenformationen oder Kreis und Kugel, letztlich auch Spielsteinelemente.
Teils von archaischen Kulturen inspiriert, teils von gesellschaftlichen Entwicklungen der Gegenwart animiert, stehen die Dinge für Befindlichkeiten des Menschen. Dabei hält der Bildhauer die Symbolik seiner Chiffren offen – das Haus etwa vermittelt zum einen Schutz und Heimat, zeigt aber zugleich eine instabile Präsenz, die Gefäße geben sich zum anderen mal verhüllt, mal offen. Stets geht es Pokorny um die Balance, als Akt der geplanten Ausgewogenheit oder als eine Art Augenblickssituation, die unberechenbar bleibt. Der Betrachter wird interagierend miteinbezogen: Form und Sein der Dinge, die Pokorny in diesem Sowohl-als-auch bzw. Weder-noch durchspielt, machen aus dem Betrachter einen aktiven Beobachter, durch dessen Haltung das Werk erst diese oder jene Wende nimmt – und sie machen ihn zum Homo ludens, den Friedrich Schiller vor Augen hatte: »Der Stoff«, so heißt es in seinen ›Briefen über die ästhetische Erziehung des Menschen‹, »muss so behandelt werden, dass wir die Fähigkeit behalten, ihn unmittelbar mit dem leichtesten Spiel zu vertauschen.« Das Thema Haus nimmt eine zentrale Stellung in der Ausstellung ein, die neben einer frühen Arbeit von 1982 Werke der letzten Jahre zeigt.
Die Ausstellung findet im Rahmen des Projekts »Die Kunst zu handeln« statt, für das der Künstlerbund Baden-Württemberg verantwortlich zeichnet mit dem Ziel, die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen dessen Mitgliedern und den Galeristinnen und Galeristen in der Region zu befördern.
Die Galerie beteiligt sich mit dieser Werkschau zudem am 17. Art Alarm 2016 vom 24. bis 25. September 2016.