In unserer ONLINE-Ausstellung und in der Galerie im Schloss Dätzingen ist der Bildhauer Paul Reich wiederzuentdecken, der eine ganz eigenständige und eigenwillige Position eingenommen hat. Anders als Emil Cimiotti oder Otto Herbert Hajek in der Plastik und Pfahler, Gaul oder Brüning unter den Malern, die bewusst das Informel durchliefen, sah Reich den gestischen Anteil seiner Arbeiten viel mehr einem Spielraum verpflichtet, welchen er dem Regelwerk seiner Phantasie unterordnete. Insbesondere das transparente Plexiglas, das er mit den schlackigen Bronze- und Messingkonglomeraten kombinierte, machte deutlich, dass sein Denken in anderen Kategorien kreiste als das seiner Zeitgenossen. Als er sich von seinen abstrakt-expressiven Arbeiten, die immer wieder wesenhafte Erscheinungen des Verfalls zeigen, verabschiedete, lichtete sich die Raumform zunehmend: Sie rhythmisierte sich raffiniert in mehrsträngigen »Lichtketten« und kulminierte in sogenannten »Lichtschach«-Faltungen, die im materiellen Wechsel von Nirostastahl, Kunststein und Plexiglas schier unendlich viele Brechungen transsubstanzieller Art erlaubte.Die Ausstellung in Dätzingen feiert mit einer fulminanten Auswahl aus dem Werk den 90. Geburtstag Paul Reichs, dessen Wirken lange Zeit unterschätzt wurde. Seine Licht-Raum-Kunst hat es verdient, gerade in unserer Gegenwart neue Liebhaber zu finden.