Mit dem »Mann von Sebaste«, gemalt von Miriam Vlaming, ist ab Samstag das wohl größte Gemälde zu sehen, das jemals in der Galerie Schlichtenmaier in Schloss Dätzingen hing: 4,80 Meter misst es in der Breite, 2 Meter ist es hoch. Darauf erstreckt sich eine blau tosende Meerlandschaft, die in der malerischen Erzählung ihresgleichen sucht. Zwei Männer laufen durch die Gischt dem Horizont entgegen, der nicht wirklich enden will. Wasser und der Mensch sind immer wieder Thema der in Berlin lebenden Künstlerin mit niederländischen Wurzeln, deren Vorfahren zur See fuhren. Miriam Vlaming macht sich in ihrem Werk auf, dem Menschen auf die Spur zu kommen: mal denkt sie ihn ins Wasser zurück, mal bindet sie ihn in archaische Riten ein – oder sie präsentiert ihn in einer vielschichtigen Überblendung von Erinnerungen, Erlebtem und Erlerntem. Märchen, Mythen und Fabeln tauchen in persönlichen, kaum noch zu deutenden Kontexten auf. Ihre Bildsprache greift diese Gedankenströme auf in einer teils fotografisch anmutenden Detailgenauigkeit, die andernteils in der Technik der flüchtig wirkenden Eitempera verwischt, ja zuweilen ausgewaschen wird, um diese vage Welt des Seins nachvollziehbar zu machen. Miriam Vlamings Arbeiten sind meist monumental, was das Unfassbare der Realität noch in der Wirkung verstärkt. »Glanz und Gloria« ist eine dieser Arbeiten betitelt. So opulent und lebenssatt es daher kommt, so ist sich die Malerin auch klar darüber, dass der Mensch auch mit Glanz und Gloria untergehen kann. Mit einer traumhaften Melancholie reflektiert sie so über unsere Spezies und die zerbrechliche Welt.