
Julius Bisser Foto: Toni Schneiders
1893 | geboren in Freiburg |
1914 | Studium an der Kunstakademie in Karlsruhe |
1919 | Freundschaft mit dem Sinologen Ernst Grosse |
1929 | Freundschaft mit Willi Baumeister |
1929–33 | Leitung der Malklasse an der Universität Freiburg |
1934 | Freundschaft mit Oskar Schlemmer |
1939 | Übersiedlung nach Hagnau am Bodensee |
1958 | XXIX. Biennale Venedig; Ausstellung in der Kestner-Gesellschaft Hannover |
1959 | Teilnahme an der documenta II; Cornelius-Preis der Stadt Düsseldorf |
1960 | XXX. Biennale Venedig; Preis des Museums Sao Paulo; |
| Kunstpreis der Stadt Berlin |
1961 | Übersiedlung nach Ascona; Sonderpreis auf der VI. Biennale Sao Paulo |
1964 | Teilnahme an der documenta III; Großer Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen |
1965 | gestorben in Ascona |
Ab Mitte der 1950er Jahre erschuf Julius Bissier seine »Miniaturen«, die in Eiöltempera auf Leinen, Nessel oder Baumwolle mit eigens angefertigten Pinseln kleine Organismen ausbilden. Sie orientieren sich weder an der Reproduktion einer gegenständlichen Welt, noch an einer bereits existierenden Kunstform. Julius Bissier überschreitet hier die schlichte Farbigkeit der Tusche und erweitert sie mit den Farben des Aquarells und der Eiöltempera. Mit Eiöl-tempera auf einem feinen, geschlämmten Leinengewebe kann Bissier arbeiten wie bei Tuschzeichnungen oder Aquarellen, ohne eine erhöhte Lichtempfindlichkeit akzeptieren zu müssen. Die Farbe kann fließen, lasierend den Untergrund einbeziehen und auch deckend als leuchtende Farbe hervortreten. Bissier schuf Bildmythen, die – losgelöst von einer eindeutigen Symbolik – ein nachfühlbares, dem Naturerlebnis entstammendes Formempfinden ver-mitteln. Der tiefe Eindruck, den die Schriften des Rechts- und Kulturhistorikers Johann Jakob Bachofen bei Bissier hinterließen, zeigt sich hier deutlich. Bachofens Forschungen wenden sich von der »materialistischen« Geschichtsdeutung ab und versuchen die tiefer liegenden, mythischen und irrationalen Schichten freizulegen. Bissier teilte diese Intention. »Die Symbole in den Bildern sind stumme Gleichnisse, die vom Beschauer selten verstanden, aber geahnt werden als etwas Unaussprechliches oder Ergreifendes« – diese Aussage Bachofens hat in den Miniaturen Bissiers ihre bildhafte Umsetzung erfahren.