1909 | geboren in Rot an der Rot |
1926–28 | Schriftsetzerlehre in Reutlingen und Studium der Gebrauchsgraphik an der Kunstgewerbeschule in Stuttgart |
1931–33 | Aufenthalte in London, Ägypten und Griechenland |
1933 | Bau eines Ateliers auf der Achalm |
1940–46 | Einziehung zur Wehrmacht und Kriegsgefangenschaft |
1950 | Mitbegründer des Deutschen Künstlerbundes |
1951 | Kunstpreis Junger Westen der Stadt Recklinghausen |
1951–53 | Dozent an der Bernsteinschule in Sulz am Neckar |
1955/59 | Teilnahme an der documenta I und II in Kassel |
1955–60 | Professor an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe |
1956 | Berufung in den Deutschen Kunstrat und an die Akademie der Künste, Berlin |
1957 | Oberschwäbischer Kunstpreis |
1962/64 | Teilnahme an der XXXI. Biennale in Venedig und an der documenta III in Kassel |
1981 | gestorben auf der Achalm bei Reutlingen |
Mit seinem Werk befreite HAP (Helmut Andreas Paul) Grieshaber den Holzschnitt von seiner dienenden Funktion als Mittel der Reproduktion, um ihn - vor allem in den großformatigen Handdrucken - zu einer künstlerischen Selbständigkeit zu führen, die dem Tafelbild gleichkommt. So verbindet er als bedeutendster und einflussreichster Neuerer des Holzschnitts im 20. Jahrhundert die seit dem Mittelalter bekannte und von den Expressionisten wieder entdeckte Holzschnitt-Technik mit einer moderne Bild- und Formensprache. Das handwerkliche Können eines Bildschnitzers eignete sich der gelernte Schriftsetzer und Graphiker vor allem autodidaktisch an. Die Holzstöcke bearbeitet Grieshaber mit Schlägeln, Stechbeuteln, Bohrern, Sägen und der Flex zum Relief. Die Intensität und die Kraft der Drucke lassen in der Folge den Betrachter die wuchtige Masse und den Körpereinsatz im Umgang mit dem Material Holz noch spüren. Aber auch formal hat Grieshaber mit dem Wechselspiel von archaischem Formenschatz und ursprünglichem Naturempfinden ein unverwechselbares Werk hinterlassen. Durch das konsequente Festhalten am überzeitlichen Thema der menschlichen Figur avancierte er zur Vaterfigur der »Neuen Figuration«.
Auslöser für Grieshabers Bildfindungen waren persönliche Erlebnisse, wie auch die Betroffenheit vor erlebtem Zeitgeschehen. Seine Holzschnitte thematisieren das Verhältnis von Mensch und Natur, grundmenschliche Hoffnungen, Wünsche und Ängste aus eigenem Erleben und Empfinden. So differenziert u. a. Nikolai B. Forstbauer die vielseitigen Aspekte seiner Künstlerpersönlichkeit und die zugleich entstehenden Fäden der Rezeption: den »homme engagé«, »den Wortführer des Werkstatt-Gedankens, den Vordenker einer Einheit von Kunst und Leben, den Großkünstler mit Documenta-Ehren, den Brückenbauer zwischen Ost- und Westdeutschland, den Lehrer, den doch Anstifter«. Und Manfred Schneckenburger feiert Grieshaber als einen europäischen Künstler, »der den Dialog vor allem mit Paris nie habe abreißen lassen – und sich in seinen jeweils ersten Formschritten im Holz, auf dem Papier doch auf eine altdeutsche Reduzierung harter Umrissformen stützte.«