1927 | geboren in Göttingen |
1946–48 | Steinmetzlehre |
1949–53 | Studium an der Kunstakademie in Stuttgart bei Otto Baum sowie an der Hochschule der Künste in Berlin bei Karl Hartung und in Paris bei Ossip Zadine |
1957 | Kunstpreis »Junger Westen« für Bildhauerei |
1958 | Teilnahme an der XXIX. Biennale in Venedig |
1959 | Villa-Massimo-Stipendium, Rom |
| Teilnahme an der documenta II, Kassel |
1960 | XXX. Biennale in Venedig |
1963–92 | Professur an der Kunstakademie in Braunschweig |
1964 | Teilnahme an der documenta III, Kassel |
1984 | Niedersachsen-Preis für Kultur |
1992 | Mitglied der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg |
2019 | gestorben |
Mit seinem Werk vertritt Emil Cimiotti einen maßgeblichen Standpunkt in der plastischen Kunst Deutschlands nach 1945. Mehrfach hat er an der documenta in Kassel teilgenommen, Deutschland auf der Biennale in Venedig oder auf der Weltausstellung in Osaka vertreten. Zu einer Zeit, in der die Kunstszene vom Informel geprägt war, löste sich Cimiotti von den traditionellen Formen plastischen Gestaltens. Die geschlossenen Volumina seiner Lehrer Otto Baum, Karl Hartung und Ossip Zadkine wurden abgelöst von einer Strukturierung und Aufbrechung der Oberflächen. Sein Drang zur Modulation führte – ganz im Sinne seines künstlerischen Vorbildes und Wegbereiters Willi Baumeister – früh zu einem eigenständigen Gestaltungswillen, der aus dem Erlebnis der inneren Wahrnehmung schöpft. Frei von existierenden Bildvorstellungen, ist seine bildnerische Kreativität von einem der naturgemäßen, jedoch aus der sinnlichen Vorstellung schöpfenden Wachstumsprozess geprägt. Schon an der Stuttgarter Akademie wies ihn der Gießermeister Herbert Heinzel auf die Besonderheiten des Wachsausschmelzverfahrens hin. Die geschlossene Kernform wandelte Cimiotti in rhythmisierte Strukturen um. Der Arbeitsprozess trägt entscheidend zur Formfindung bei. Nicht die aus dem Block entstehende Form, sondern der Vorgang des kreativen Wachsens und die sich daraus entwickelnde Struktur von einem Innen und Außen prägen die Plastik. Bevor Cimiotti sie in Bronze gießt, formt er sie aus einer Mischung von Bienenwachs, Kolophonium und Paraffin. Plastisch, bildnerisch aufbauend wachsen seine Gebilde organisch in die Höhe und bilden dinghafte Formmotive aus wie Gebirge, Bäume oder Bienenwaben. Seine Plastiken bilden Strukturmodelle, die kein Detail fokussieren, sondern Wesenszüge von Gesehenem und Erfühltem, in aller Breite Wahrgenommenem repräsentieren.